Mittenaar-Bicken (cka/s).
Mal schaurig schön, wie mit der Musik aus dem Film „Der Pate“, mal poppig oder auch im Schlagersound kam der Mandolinenverein Nauborn daher. Im Rahmen der „Blauen Stunde“ im Dorfgemeinschaftshaus in Bicken präsentierte die Gruppe am Sonntag vor rund 200 Kulturhungrigen ein abwechslungsreiches Repertoire. Mit von der Partie war auch die Heimatdichterin Hanni Engelhard. Durch das Programm führte kurzweilig, intelligent und mit ihrem bekannt trockenen Humor Hannelore Benz.
Egal, ob das Orchester schwungvolle Tänze spielte oder mit leisen, melancholischen Tönen den Regen beim japanischen Herbstlied von Yasuo Kuwahra (1946-2003) auf ihren Instrumenten zupften – den Zuhörern gefiel es. Schön lautmalerisch gelang auch das orientalische Getümmel auf dem „Persischen Markt“, der von dem Engländer Albert William Ketelby (1895-1959) geschrieben wurde. Das Orchester, das mal unter der Leitung von Andreas Gerhard, mal unter der Stabführung seiner Mutter Martina spielte,konnte aber auch anders: Die irische Folklore von Manfred Flachskampf bestach durch ihre Leichtigkeit, großartig auch der Kaiserwalzer von Johann Strauß.
Der Mandolinenverein Nauborn wurde 1924 gegründet und ging aus einem Club von Naturfreunden hervor, die mit ihren Instrumenten und bunten Bändern durchs Feld marschierten, erzählten Andreas und Martina Gerhard. Heute würden jedoch kaum noch Wanderlieder gespielt. „Wir spielen von allem etwas, um allen Musikern gerecht zu werden“, berichtete Gerhard. Oft bearbeite er selbst die Melodien für Mandoline, denn das Notenmaterial für dieses Instrument sei nicht eben üppig.
Vom Apfelbaum und Geschenken
Zwischen die musikalischen Vorträge streute Hanni Engelhardt ihre herrlich hintersinnigen Mundartgedichte. Sie erzählte in Reimen vom Apfelbaum, dessen Äpfel keiner mehr haben will, vom Kaffeepäckchen, das an den Geburtstagen im Dorf die Runde macht, vom einfachen und schmackhaften Essen, das es früher im Westerwald gab, und sehr witzig vom besonderen Geschenk zum runden Geburtstag: dem Beinbruch.
Sie habe Hanni Engelhard in einem soliden, alten Bauernhaus am Fuße des Knotens gefunden, berichtete Hannelore Benz. Am liebsten würde die Dichterin in der gemütlichen alten Küche an ihrem hochmodernen Laptop reimen. Den Namen Engelhard sollte man sich merken. Sie ist in der Tat ein Juwel, wie Hannelore Benz feststellte.
Die Organisation lag im Wesentlichen in der Hand des ehemaligen Bürgermeisters Hermann Steubing. Und auch der neue Rathauschef, Markus Deusing, hatte seinen Auftritt. „Wenn wir ihn ein bisschen schonen, können wir ihn noch 20 Jahre behalten“, meinte Hannelore Benz, die im Übrigen der Ansicht war, dass Wiesbaden und Berlin sich in Sachen rascher Regierungsbildungvon Mittenaar eine Scheibe abschneiden könnten. Schon 29 Tage nach der Wahl wurde Deusing vereidigt.
DILL-Zeitung-Artikel vom 06.11.2013